DACH Atemschutzinfo mit FAQ
Atemschutzmasken gehören zur komplexen persönlichen Schutzausrüstung nach der PSA-Verordnung (EU) 2016/25. Da sie nach der Verordnung in Kategorie III eingestuft werden, d.h. vor Risiken mit schwerwiegenden Folgen wie Tod oder irreversiblen Gesundheitsschäden schützen sollen, können sich viele Fragen ergeben. In dieser FAQ möchten wir auf die wichtigsten eingehen.
Hintergrund
Atmen ist ein Muss für jeden Menschen, aber dabei können Dinge wie Viren, Bakterien, Rauch, Feinstaub oder Chemikalien leicht aufgenommen werden. Folgen können z.B. über Luft übertragbare Krankheiten wie COVID-19 oder Grippe, Reizung der Atemwege durch Staub und Rauch oder chronische Krankheiten wie Staublunge sein. Deswegen stehen die meisten tödlich verlaufenden Berufskrankheiten im Zusammenhang mit Erkrankungen der Atemwege.
Die richtige Wahl und Anwendung von Atemschutzmasken kann helfen, die Belastung durch diese luftgetragenen Partikel deutlich zu reduzieren.
Was ist eine Atemschutzmaske?
Eine Atemschutzmaske wird auf Englisch „Filtering Face Piece“ (FFP) genannt. Die technische deutsche Bezeichnung ist „partikelfiltrierende Halbmaske“. Sie dient dem Schutz vor gesundheitsgefährdenden festen und flüssigen Aerosolen (z. B. Stäube, Rauche oder Nebel, wenn sie keine leicht flüchtigen Stoffe enthalten), die über die Atemwege in den Körper gelangen können. Daher bezeichnet man sie auch schlicht als Atemschutzmasken.
Atemschutzmasken gehören zu der komplexen persönlichen Schutzausrüstung, die vor tödlichen Gefahren oder ernsten und irreversiblen Gesundheitsgefahren schützen soll.
Wie funktionieren Atemschutzmasken?
Atemschutzmasken umschließen bei korrekter Anwendung den Mund- und Nasenbereich dicht und filtrieren die eingeatmete Luft. Nur dann sind sie effektiv.
Zertifizierte partikelfiltrierende Halbmasken (FFP = filtering facepiece) bestehen üblicherweise aus Filtermaterial, Außen- und Innenschichten. Die Außen- und Innenschichten dienen verschiedenen Zwecken wie Optik, Haptik oder Formstabilität. Das wichtigste Bauteile einer Atemschutzmaske ist das Filtermaterial, welches auch die Qualität einer Atemschutzmaske direkt beeinflusst.
Eine hochwertige Atemschutzmaske hat nicht nur eine sehr hohe Filtereffizienz, um Partikel bestmöglich zurückzuhalten, sondern auch eine niedrigen Atemwiderstand um den Träger beim Ein- und Ausatmen wenig zu behindern. Aus diesem Grund wird meistens das Filtermedium elektrostatisch aufgeladen. Dies sorgt dafür, dass die winzigen Partikel nicht durch das Filtermaterial hindurch fliegen, sondern am Filtermedium haften bleiben. Ein zusätzliches Ausatemventil kann für mehr Komfort sorgen, da die Wärme und Luftfeuchtigkeit leichter entweichen kann.
Was ist der Unterschied zwischen Atemschutzmasken und OP-Masken?
Verwendungszweck
Der grundlegende Unterschied zwischen einer Atemschutzmaske und einer OP-Maske ist der Verwendungszweck. Atemschutzmasken gehören zur Kategorie der Persönlichen Schutzausrüstung, PSA, und haben den Zweck, den Träger vor luftgetragenen, einatembaren Partikeln (wie z.B. Viren, Bakterien, Staub, Feinstaub, Ruß, Pollen, Nebel) zu schützen. Die medizinische Gesichtsmaske, die oft als OP-Maske oder Mund-Nasen-Schutz bezeichnet wird, dient in erster Linie dazu, die Übertragung infektiöser Keime vom Träger in die Umgebung zu begrenzen.
Unterscheidung in der Bauform:
Die Atemschutzmaske ist so konzipiert, dass sie dicht am Gesicht anliegt und es keine Lücken zwischen dem Gesicht und der Maskenrand gibt. Kleinste Lücken zwischen Gesicht und den Rändern der Atemschutzmaske können dazu führen, dass Einatemluft und Partikel das Filtermedium umgehen.
Die medizinische Gesichtsmaske dagegen ist nicht dafür ausgelegt einen dichten Sitz zwischen Gesicht und Maske zu gewährleisten. Diese Bauart führt dazu, dass Luft ungefiltert durch die Ränder der Maske eingeatmet wird und keinen Schutz für den Träger selbst bietet.
Welche Funktion hat ein Ausatemventil?
Ein Ausatemventil öffnet sich beim Ausatmen. Dadurch wird die warme Ausatemluft rasch nach Außen transportiert und macht es somit angenehmer, die Maske über einen längeren Zeitraum zu tragen. Beim Einatmen schließt das Ventil wieder dicht ab.
Die Ausatemluft wird ungefiltert direkt an die Umgebung abgegeben. Daher dient eine Atemschutzmaske mit Ausatemventil ausschließlich zum Schutz des Trägers.
Wie erkennt man eine geeignete Atemschutzmaske?
Nach der Verordnung (EU) 2016/425 für persönliche Schutzausrüstung dürfen Atemschutzmasken nur in den Verkehr gebracht werden, wenn sie von einer „benannten Prüfstelle“ einer Baumusterprüfung nach EN 149 und zusätzlich einer Produktionsüberwachung unterzogen wurden. Anwender erkennen dies durch ein CE-Symbol mit einer vierstelligen Kennziffer und Nennung der angewandten Norm auf der Maske.
Auf dem Markt gibt es eine Fülle unterschiedlicher Produkte, die sich nicht nur im Preis, sondern auch in den Eigenschaften deutlich voneinander unterscheiden. Leider werden immer wieder auch nicht zugelassene Masken als günstige Atemschutzmasken angeboten. Häufig wird dem Anwender suggeriert, dass diese den Anforderungen der EN 149 entsprechen würden. Das erforderliche Zertifikat einer benannten Stelle fehlt jedoch – und damit auch die Sicherheit, dass das Produkt den Anwender wirklich schützt. Achten Sie daher auf die korrekte Kennzeichnung des Produkts! Im Zweifelsfall sollten Sie die Baumusterprüfbescheinigung vom Hersteller verlangen.
Ohrschlaufen oder Kopfband?
Die Atemschutzmasken werden meistens entweder mit Kopfbändern oder Ohrenschlaufen am Kopf fixiert. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Atemschutzmasken mit Ohrenschlaufen sind seit der Coronapandemie nicht mehr wegzudenken. Da man sie leicht auf- und absetzen kann, haben sie sich im Alltag durchgesetzt. Der Tragekomfort nimmt jedoch bei längeren Tragen ab, da die Belastungen an den Ohren höher und schmerzhaft sein können (“Segelohren”). Außerdem dichten sie schlechter am Gesicht bzw. am Nasenrücken ab, da die Zugkräfte achsparallel verlaufen, was zum verstärkten Beschlagen (“Fogging”) von Brillengläsern führt, da die heiße feuchte Ausatemluft leicht nach oben strömt.
Atemschutzmasken mit Kopfbändern sind insbesondere im professionellen Bereich anzutreffen, da sie bei längerem Tragen deutlich bequemer sind und am Gesicht besser abdichten. Da die Bänder um den Kopf statt um die Ohren verlaufen, verursachen sie keine Segelohren und lassen sich problemlos mit Schutzbrillen kombinieren.
Normen und Standards
Was ist der Unterschied zwischen FFP2, KN95 und N95?
Die Normen für filtrierende Halbmasken unterscheiden sich von Land zu Land. Die Prüfmethoden und Schutzklassen sind ähnlich, aber nicht identisch. Am häufigsten wird die Filtereffektivität verwendet, um die Schutzklasse einer Atemschutzmaske zu bestimmen. Nicht bei allen Normen wird die nach innen gerichtete Gesamtleckage bestimmt. In diesem Fall liegt die Verantwortung beim Anwender, vor dem Gebrauch die den Dichtsitz zu prüfen.
Übersichten über gängige internationale Normen für Atemschutzmasken
Land | Normen | Schutzklassen |
Europa | EN 149: 2001+A1:2009 | FFP1, FFP2, FFP3 |
USA | NIOSH-42C FR84 | N95, N99, N100, P95, P99, P100, R95, R99, R100 |
China | GB 2626-2019 | KN90, KN95, KN100, KP90, KN95, KP100 |
Australien | AS/NZS 1716:2012 | P1, P2, P3 |
Japan | JMHLW-2000 | RS1, RS2, RS3, DL1, DL2, DL3 |
Die Schutzklasse FFP2 im Vergleich | |||||
| Land | Europa | USA | China | Australien |
| Normen | EN149:2001 | NIOSH-42C FR84 | GB 2626-2019 | AS/NZS 1716:2012 |
| Schutzklasse | FFP2 | N95 | KN95 | P2 |
Filterleistung | Filtereffizienz | ≥ 94% | ≥ 95% | ≥ 95% | ≥ 94% |
Prüfaerosol 1 | NaCl | NaCl | NaCl | NaCl | |
Prüftaerosol 2 | Paraffinöl | - | - | - | |
Flussrate | 95 l/min | 85 l/min | 85 l/min | 95 l/min | |
| Gesamte nach innen gerichtete | ≤ 8% (arithmetischer Mittelwerte) | - | ≤ 8% (arithmetischer Mittelwerte) | ≤ 8% (arithmetischer Mittelwerte) |
Max. zulässiger Atemwiderstand | Einatmung 1 | ≤ 70 Pa | - | - | ≤ 70 Pa |
Flussrate 1 | 30 l/min |
|
| 30 l/min | |
Einatmung 2 | ≤ 240 Pa | ≤ 343 Pa | ≤ 350 Pa | ≤ 240 Pa | |
Flussrate 2 | 95 l/min | 85 l/min | 85 l/min | 95 l/min | |
Ausatmung | ≤ 300 Pa | ≤ 245 Pa | ≤ 250 Pa | ≤ 120 Pa | |
Flussrate | 160 l/min | 85 l/min | 85 l/min | 85 l/min |
In Europa gilt ausschließlich die harmonisierte europäische Normen EN 149.
Worin unterscheiden sich die Schutzklassen nach EN 149?
Die Europäische Norm EN 149:2001 teilt die Atemschutzmasken je nach ihrer Filterleistung und ihrer maximal nach innen gerichtete Gesamtleckage in drei Schutzklassen.
Im August 2009 wurde die Norm EN 149:2001 vom Europäischen Komitee für Normung durch den Anhang A1:2009 ergänzt. Darin wurde die Testmethode für den Durchlass des Filtermediums verschärft und die Gebrauchsdauer der partikelfiltrierenden Halbmasken geregelt sowie deren Kennzeichnung klar definiert.
Nach der EN 149:2001+A1:2009 wird gekennzeichnet, ob eine partikelfiltrierende Halbmaske nur eine Arbeitsschicht lang oder darüber hinaus wiederverwendet werden darf. Dafür wird in der Artikelbezeichnung hinter der Kennziffer für die Schutzstufe ein „R“ für wieder verwendbar (engl.: „reusable“) oder ein „NR“ für nicht wieder verwendbar (engl.: „non reusable“) hinzugefügt. Ist also der Gebrauch einer Atemschutzmaske der Schutzstufe FFP3 für eine Arbeitsschicht vorgesehen, muss auf dieser Maske „FFP3 NR“ stehen. Ist sie wieder verwendbar, lautet die Bezeichnung „FFP3 R“.
Auswahl der richtigen Maske
Wozu braucht man eine Gefährdungsanalyse?
Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet alle Unternehmen, eine Gefährdungsanalyse der Arbeitsplätze durchzuführen. Zur Gefährdungsanalyse gehört es, Schadstoffe und ihre Konzentrationen zu ermitteln. Dabei sind folgende Punkte zu prüfen:
Art und Umfang des Risikos
Dauer des Risikos
Risikowahrscheinlichkeit
Auf der Basis kann beurteilt werden, welcher Atemschutz für die jeweilige Anwendung der richtige ist.
Was ist der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW)?
Ein wichtiges Instrument zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen ihrer Gesundheit und Sicherheit durch Gefahrstoffe stellen die Arbeitsplatzgrenzwerte dar. Die bisherigen Grenzwerte MAK und TRK wurden durch den Arbeitsplatzgrenzwert ersetzt.
Nach § 3 Abs. 6 der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) geben die Arbeitsplatzgrenzwerte an, bei welcher Konzentration eines Stoffes akute oder chronisch schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit im Allgemeinen nicht zu erwarten sind. Die Festlegung der Arbeitsplatzgrenzwerte erfolgt auf der Basis arbeitsmedizinischer Erfahrungen und toxikologischer Erkenntnisse. Bei der Festlegung wird von einer in der Regel achtstündigen Exposition an fünf Tagen in der Woche während der Lebensarbeitszeit ausgegangen.
Die Arbeitsplatzgrenzwerte werden in mg/m3 und ml/m3 (ppm) angegeben.
Die Grenzwerte werden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales festgelegt und in der Technischen Regel für Gefahrstoffe 900 (TRGS 900)* veröffentlicht. (*Als Service stellen wir diese Information ausschließlich für unsere Kunden zur Verfügung.)
Auswahl des richtigen Atemschutzes
Die Auswahl des geeigneten Atemschutzes setzt voraus, dass die Gefährdungsanalyse erfolgt ist und die Grenzwerte bekannt sind.
Die nachfolgende Tabelle gibt Hinweise zu Einsatzgrenzen für partikelfiltrierende Atemschutzmasken.
Klasse | AGW | Bemerkung |
FFP1 | 4-fach | Nicht gegen krebserzeugende und radioaktive Stoffe sowie luftgetragene biologische Arbeitsstoffe der Risikogruppen 2 und 3 und Enzyme. |
FFP2 | 10-fach | Nicht gegen radioaktive Stoffe und luftgetragene biologische Arbeitsstoffe der Risikogruppe 3 und Enzyme. |
FFP3 | 30-fach |
|
Gegen radioaktive Stoffe und luftgetragene biologische Arbeitsstoffe dürfen Atemschutzmasken nur einmal benutzt werden.
Die in der Auswahlhilfe angegebenen Filterklassen benennen die Mindestanforderungen. Es obliegt dem Anwender, vor Einsatz eines Atemschutzgerätes genau zu prüfen, ob die eingesetzten Atemschutzmasken den Anforderungen bezüglich Gefahrstoff und Konzentration entsprechen. Bitte beachten Sie die Hinweise in den Gebrauchsanleitungen der jeweiligen Atemschutzmaske. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit wird nicht übernommen.